Einleitung und Aufbau der NF-Verstärkerstufe
 
 Die Idee

Wer sich, so wie ich, mit alten Röhrengeräten befasst möchte irgendwann auch mal eine eigene Röhrenschaltung entwerfen und aufbauen. Ein Radiogerät kam dabei nicht in Betracht, da ich inzwischen ja mehr als genug besitze. Also kam mir die Idee einen Verstärker in Röhrentechnik zu bauen, den man nach seiner Fertigstellung auch einsetzen kann. Bis zum oben abgebildeten fertigen Gerät verging dann aber noch eine recht lange Zeit. Ich möchte daher meine Erfahrungen, die ich bei der Planung und während des Aufbaus gesammelt habe, auch anderen Bastlern zur Verfügung stellen.

Diese Beschreibung soll beim Nachbau der Schaltung lediglich behilflich sein. Es können je nach Bedarf Änderungen, egal welcher Art, vorgenommen werden. Ziel sollte sein, dass jeder Verstärker ein Unikat darstellt, ein Gerät, welches man in keinem Geschäft fertig kaufen kann.
Von der Idee zur Realität

Zuerst suchte ich nach geeigneten Schaltungen. Ursprünglich sollte ein "ausgewachsener" Verstärker so zwischen 30 und 50 Watt das Licht der Welt erblicken jedoch wurde es aus verschiedenen Gründen, die ich später noch nennen werde, ein Kopfhörerverstärker in Röhrentechnik. Gute Schaltungen gibt es viele. Sowohl im Internet, als auch in der einschlägigen Fachliteratur findet man eine Reihe geeignete Schaltungen. Sobald es jedoch an den konkreten Aufbau geht, kann man fast alle Konzepte gleich wieder vergessen. Entweder sind spezielle Bauteile wie Übertrager und Netzteil nur sehr ungenau beschrieben, oder aber die Teile müssen als Sonderanfertigung hergestellt werden. Wenn Lieferadressen genannt werden, dann sind die Bauteilpreise so hoch, dass einem die Lust am Bauen gleich wieder vergeht. Es soll später schließlich gut klingen und die vielgerühmte HiFi - Norm erfüllen. Deshalb kann man Altteile aus Radiogeräten der 30er - 50er Jahre recht schnell vergessen. Die Übertragungseigenschaften der Bauteile sind den heutigen Anforderungen bezüglich Frequenzgang und Klangqualität einfach nicht gewachsen.

In der einschlägigen Literatur wird auch viel Voodoo-Zauber um Röhren, Kondensatoren und sonstige Bauteile gemacht. Es soll tatsächlich Leute geben, die am Klang einer Endstufe feststellen können, ob das Lautsprecheranschlußkabel rechts oder links herum verdrillt wurde. Naja, wer's glaubt. Es gibt aber auch viele Dinge, die wirklich nützlich und wichtig sind, damit ein Röhrenverstärker später auch gut klingt.

Doch nun zurück zu den Schaltungen. Im Internet bin ich schließlich bei Jogis Röhrenbude fündig geworden. Jochen hat viele interessante Schaltungen veröffentlicht und gibt zudem noch viele Hintergrundinformationen zu diesem Thema bekannt. Ich habe mich daher für den von Ihm vorgestellten Kopfhörerverstärker entschlossen. Für den Anfang ist diese Schaltung recht einfach zu realisieren, die Bauteile sind recht gut zu beziehen und auch finanziell noch tragbar. Dieser Link führt direkt zu der Schaltungsbeschreibung. Man muß das Rad ja nicht neu erfinden. Daher bitte ich alle Interessenten, Jochens Beschreibung ebenfalls zu lesen. Ich habe die Schaltung nach meinen Wünschen etwas abgeändert. Das später beschriebene Netzteil habe ich ebenfalls modifiziert.

Die Schaltung

Schaltbild NF-Verstärker
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Zunächst stelle ich hier die eigentliche NF-Stufe vor. Bei Stereobetrieb werden natürlich zwei dieser Stufen benötigt. Alle Bauteile sind im Elektronikhandel erhältlich. Die passenden Ausgangsübertrager sowie die Röhrensockel sind auf der Homepage Frag Jan Zuerst zu finden. Dort können die passenden Teile direkt bestellt werden.

Ich habe die komplette Schaltung zuerst einmal als Freiluftverdrahtung aufgebaut. Dadurch konnte ich recht einfach verschiedene Änderungen vornehmen. Damit ein sicherer und einfacher Nachbau möglich ist, habe ich eine passende Platine entworfen. Außer dem Lautstärkeregler sind alle Bauteile darauf vereint. Damit gelingt auch dem Newcomer der Röhrentechnik ein funktionsfähiger Aufbau des Verstärkers.

Die ursprüngliche Schaltung wurde u.a. um eine Bassanhebung erweitert. Interessant ist diese Frequenzkorrektur aber nur bei kleiner Lautstärke. Das Originalklangbild wird dadurch verfälscht. Der Frequenzgang des Verstärkers ist nicht mehr linear. Wer auf die Umschaltung verzichten möchte, kann einfach R14 und R16 durch eine Drahtbrücke ersetzen, C7, R17 und das Relais nicht bestücken und anstelle R15 einen 470K Widerstand einlöten. C7 ist für die Größe der Bassanhebung verantwortlich. 22nF sind schon recht viel. Ich bin in meiner Schaltung nicht über 10nF hinaus gegangen, da ansonsten zu große Verzerrungen in der Linearität auftreten. Darüber hinaus ist die Schaltung im großen und ganzen so geblieben, wie sie bei Jogis Röhrenbude vorgestellt wird.

Das Layout der NF-Stufe (Ein Kanal)


Jeder Kanal findet auf einer Europakarte (100x160) Platz. Bis auf die beiden Röhrensockel wird die Platine ganz normal bestückt. Die Sockel werden auf der Lötseite befestigt. Dies ist bei der späteren Montage von Vorteil. Der Übertrager findet auf der Platine ebenfalls noch Platz. Alles blau dargestellte ist Masse. Diese Konstruktion dient gleichzeitig der Abschirmung.

Die beiden grünen Linien markieren zwei Brücken. Damit werden die beiden Triodensysteme der Endröhre parallel geschaltet. Dies die beste Möglichkeit, um Brummstörungen infolge langer Leitungen zu vermeiden. Die beiden Drähte werden auf der Bestückungsseite direkt am Röhrensockel angelötet. Sie dürfen sich natürlich nicht berühren. (Isoliertes Kabel verwenden)

Die fertig bestückte Platine (Ober- und Unterseite)


Auf dem rechten Bild kann man gut erkennen, wie die Röhrensockel auf die Platine aufgelötet werden. Die Masseflächen der beiden Platinen werden ebenfalls miteinander verbunden.

Überhaupt ist eine gute Masseverbindung für die spätere Brummfreiheit entscheidend. Nur wer sauber und korrekt arbeitet, hat ein absolut sauberes Signal zu erwarten. Bei Kopfhörerbetrieb ist dies sehr wichtig. Bei der späteren Verdrahtung der Platinen gehe ich auf dieses Thema aber noch näher ein.

Damit das Kupfer der Platine nicht anläuft, habe ich die fertig bestückten Platinen zusätzlich mit einem Lötstopplack beschichtet. Wer mag, kann die Karten auch chemisch verzinnen. Die passende Chemie gibts im Fachhandel zu kaufen.
 
 
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