Die Gemeinschaftsempfänger im Dritten Reich |
Hintergründe zur Entstehung der Gemeischaftsempfänger
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Mehrere Gründe bewogen die Strategen des Dritten Reiches dazu, einen billigen Massenempfänger auf den Markt zu bringen. Als 1933 die NSDAP stärkste Partei in Deutschland wird und Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wird, wurde der Partei und Regierung schnell bewußt, daß die Bevölkerung nur durch einen massiven Ausbau des Rundfunknetzes erreicht werden konnte. Für heutige Verhältnisse ist diese Situation nur schwer verständlich. Heute sind die Medien unser ständiger Begleiter. Wichtige Ereignisse, auch im letzten Winkel der Erde, werden binnen weniger Minuten weltweit verbreitet. 1933 jedoch war der eigene Rundfunkempfänger ein Luxusartikel, welcher sich nur wenige leisten konnten. Es gab daher keine geeignete Möglichkeit, das Volk schnell und lückenlos zu unterrichten. Ein billiges Radio mußte her, welches sich jeder Arbeiter leisten konnte. Nur so war sichergestellt, daß die Reden von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels und dem "Führer" auch im letzten Wohnzimmer gehört wurden. Aus diesem Grund wurde der Gemeinschaftsempfänger entwickelt. Aber auch die heimische Industrie
sollte von dem Gerät profitieren. Um die kränkelnde Holzindustrie
in Thüringen zu unterstützen, wurde die Gleichspannungs- und
Batterieversion in ein (teureres) Holzgehäuse eingebaut. Jedoch waren
die großen Radiogerätehersteller von der Idee anfänglich
nicht gerade begeistert. Der Preis der Geräte wurde vorgeschrieben.
76,- RM sollte ein Gerät kosten. 65,- RM die Batterieversion. An
einen Gewinn war fast nicht zu denken. Später brachte die große
Stückzahl dann doch noch geringfügige Gewinne mit sich, so daß
auch die Industrie mit dem VE leben konnte. Besonders die kleineren Hersteller
profitierten von der Herstellung des VE's. Schon die Typenbezeichnung zeigt das politische Interesse an einem solchen Gerät. VE301 bedeutet Volksempfänger der Nationalsozialistischen Revolution am 30.1.1933. Er wurde auf Anregung und unter Mitwirkung des Ministeriums für Propaganda und Volksaufklärung von der gesamten Deutschen Rundfunkindustrie einheitlich hergestellt. Die Schaltung und Konstruktion wurde durch eine Kommission erstellt. Die Schaltungsidee von Obering. Otto Griessing wurde dabei zugrunde gelegt. Der Volksempfänger war bereits zur damaligen Zeit nicht auf dem neusten Stand. In erster Linie sollte das Gerät billig in der Herstellung und einfach zu bedienen sein. Alle Volksempfänger, auch die späteren Entwicklungen, sind allesamt Einkreis - Geradeaus - Empfänger. Für den 1938 erschienenen DKE38 wurden sogar spezielle Sparröhren (VY2, VCL11) entwickelt. Der Preis konnte bis auf 36,- RM gesenkt werden. Das Chassis wurde aus Hartpappe gefertigt. Blech wurde für die Kriegsgüterproduktion benötigt. Nur für spezielle Anforderungen, wie z.B. in Betrieben und Krankenhäusern, wurde ein technisch hochwertiger Empfänger gebaut, der Arbeitsfront - Empfänger DAF1011. Im Krieg wurden auch einige Truppenbetreuungs- und Wehrmachtsgeräte gefertigt. Sie sind aber in ihren Schaltungen meist identisch mit "Zivilgeräten". Nur das Gehäuse wurde geändert. Das Sendernetz in Deutschland wurde so ausgebaut, daß mit der einfachen Schaltung überall Rundfunkempfang, auch am Tage, möglich war. Später, bei Kriegsausbruch, hatte die Schaltung noch den Vorteil, daß ausländische Rundfunksender, sogenannte "Feindsender", nur schwer empfangbar waren. Von einigen Firmen wurden sogar spezielle Vorkreise und andere Zusatzgeräte entwickelt. Trotz Androhung hoher Strafen wurde der Volksempfänger als "Fernempfänger" eingesetzt. Besonders die Kriegsberichtserstattungen des deutschsprachigen Dienstes der BBC wurden in den Abendstunden häufig gehört. Die unverwechselbare Senderkennung am Beginn und Ende der Durchsagen ist auch heute noch vielen älteren Bürgern ein Begriff. |
Entwicklungsgeschichte
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von 1933 bis 1945 | |
1933 |
Die drei ersten Volksempfänger werden vorgestellt
und in Serie produziert. Im einzelnen sind dies: |
1934 | Der VE 301 B wird vom
VE 301 B2 abgelöst.
Er enthält nun die Sparröhren KC1, KC1 und KL1. Der Absatz des Volksempfängers erreicht seinen Höhepunkt. Von den insgesamt 1.812.000 in Deutschland verkauften Geräten entfallen 830.000 alleine auf den Gemeinschaftsempfänger. |
1935 |
Zur Funkausstellung erscheint
der Arbeitsfront - Empfänger DAF 1011. Die Typenbezeichnung erinnert an eine Rede von Adolf Hitler. Es war der 10.11.1933, an dem "Der Führer" im Rahmen einer Siemens - Betriebsveranstaltung zu den Arbeitern Deutschlands sprach. |
1936 | Anlässlich der Olympiade in Berlin erscheint ein Kofferempfänger. Er trägt die Bezeichnung DO 37 (Olympiakoffer) |
1937 | Der VE 301 W wird vom VE 301 Wn abgelöst. Anstelle der REN904 erhielt er die AF7, die Antennenanschlüsse werden nach hinten verlegt und auf der Skala stehen Stationssnamen. |
1938 |
Ein neu konzipiertes Gerät, der VE 301 dyn W löst den älteren VE ab. Er erscheint in einem moderneren Gehäuse, beleuchteter Langfeldskala und dynamischem Lautsprecher. Bestückt wird das Gerät mit den Röhren AF7, RES164 und RGN1064. Auch der Deutsche Kleinempfänger DKE 38 erscheint in diesem Jahr. Er wird als Allstromgerät ausgelegt und mit den Röhren VY2 und VCL11 bestückt. Der Preis des Gerätes beträgt nun 36,- RM |
1939 |
Zusätzlich zum VE 301 dyn W erscheint der VE 301 dyn GW mit den Röhren VF7, VL1 und VY1. Auch der DKE kommt in einer Batterieversion in den Handel. Er erthält die Röhren KC1, KC1 und KL1 |
1940 | Der DKE 38 wird geringfügig modifiziert, hauptsächlich Materialersparnis wegen Rohstoffknappheit infolge des Krieges. |
1944 | Der DKE 38 wird nochmals geringfügig modifiziert. |
Auflistung der verschiedenen Gemeinschaftsempfänger
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Modell | Röhrenbestückung | Stromart | Baujahre |
VE301W | REN904, RES164, RGN354 | Wechselspannung | 1933 - 1937 |
VE301B | RE034, RE034, RES174d | Batterie | 1933 - 1934 |
VE301B2 | KC1, KC1, KL1 | Batterie | 1933 - 1938 |
VE301G | REN1821, RENS1823d | Gleichspannung | 1933 - 1937 |
VE301GW | VC1, VL1, VY1 | Gleich- und Wechselspannung | 1935 - 1938 |
VE301Wn | AF7, RES164, RGN354 | Wechselspannung | 1937 - 1938 |
VE301dyn | AF7, RES164, RGN1064 | Wechselspannung | 1938 - 1944 |
VE301dyn GW | VF7, VL1, VY1 | Gleich- und Wechselspannung | 1938 - 1944 |
DKE38 | VCL11, VY2 | Gleich- und Wechselspannung | 1938 - 1944 |
DKE38B | KC1, KC1, KL1 | Batterie | 1938 - 1944 |
DO36 | KF4, KC1, KC1, KL1 | Batterie | 1936 |
DO37 (Olympiakoffer) | KF4, KC1, KC1, KL1 | Batterie | 1937 |
DAF1011 | AF3, AF7, AC2, RE614, AZ1 | Wechselspannung | 1935 - 1944 |
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